Offener Brief Antisemitismus-Vorwurf

Jonas Wagner

Offener Brief an Timo Kranz, den Mitgliedern der Fraktionen Die Grünen, SPD, CDU, und FDP zur Kenntnis

ich muss gestehen, dass ich von Deinen Äußerungen in der Mopo entsetzt bin. Wie kannst Du ernsthaft behaupten, unser dreizeiliger Antrag ohne jegliche Schuldzuweisungen würde "antisemitische Narrative" bedienen?

Seid Ihr in Eurem Moralismus schon so weit abgedriftet, dass eine neutrale Formulierung ohne Vorwürfe an eine der beteiligten Konfliktparteien ausreicht, um uns das Bedienen von antisemitischen Narrativen zu unterstellen? Auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung findest Du zahlreiche Definitionen von unterschiedlichen Formen von Antisemitismus, Antizionismus usw. Auch nach intensiver Prüfung sehe ich weder Kriterien für Antisemitismus noch für das Bedienen von antisemiti- schen Narrativen erfüllt.

Anstatt ein Zeichen gegen das sinnlose Töten auf beiden Seiten zu setzen, habt Ihr eine hanebüchene Debatte vom Zaun gebrochen, die weder uns noch den Kindern und allen anderen zivilen Opfern in Nahost irgendwie weiterhilft. Es muss Euch doch klar sein, dass die Antisemitismus-Keule jegliche politische Debatte im Keim erstickt und dabei auch noch den tatsächlichen Antisemitismus auf gefährliche Weise verharmlost. Hältst Du das in einer Zeit, in der die Gesellschaft immer weiter auseinanderdriftet und Diskussionen zunehmend durch Hass und stumpfes Schwarz-Weiß-Denken anstatt durch Sachargumente und differenzierte Positionen geprägt sind, für ein geeignetes Vorgehen?

Umso härter trifft uns dieser Vorwurf übrigens, weil Deine Fraktion seit Jahren an vielen Stellen mit unserer Fraktion im Kampf gegen Rassismus, Faschismus und Antisemitismus zusammenarbeitet und Du uns eigentlich besser kennen und genau wissen müsstest, dass niemand in unserer Fraktion, weder Angelika noch Dino, Rachid, Keyvan oder ich auch nur im Entferntesten antisemitische Positionen teilen.

Ich hoffe sehr, dass Deine Äußerungen aus der Emotion heraus entstanden sind und nicht Deine tatsächliche Meinung abbilden, da ich ansonsten große Schwierigkeiten hätte, auf bezirklicher Ebene weiterhin mit Dir zusammenzuarbeiten.

Eine Rücknahme dieser unverantwortlichen Vorwürfe, inklusive einer öffentlichen Entschuldigung, sind das Mindeste, was ich von Dir erwarte.

Hamburg, 20. November 2023

Jonas
mit Angelika, Rachid, Dino und Keyvan


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