SPD-Fraktion Hamburg-Nord schlägt NS-Dichter für die Benennung der neuen Alsterbrücke vor

In der Sitzung des Regionalausschuss für Fuhlsbüttel, Langenhorn, Alsterdorf, Ohlsdorf, Klein- und Groß-Borstel am 11.01.2010 stellte die SPD-Fraktion den Antrag, die neue Alsterbrücke, welche im Zuge der Ausgleichsmaßnahmen für den Bau der S-Bahnlinie von Ohlsdorf zum Flughafen errichtet wurde, nach dem Dichter Hermann Claudius zu benennen.

 

Hermann Claudius ist vor allem durch sein Werk „Wann wir schreiten Seit’ an Seit’“ von 1914 bekannt. Das Lied haben nicht nur die Sozialdemokraten auf Parteitagen gesungen und singen es immer noch, sondern auch die Nationalsozialisten, die Hitlerjugend sowie der Bund Deutscher Mädel. Für den Missbrauch des Liedes durch die Nazis kann die SPD sicherlich nichts. Aber dass Hermann Claudius schon im Mai 1933 Mitglied der Sektion Dichtung in der gesäuberten Preußischen Akademie der Künste war, ab Oktober 1933 zu den 88 deutschen Schriftstellern gehörte, die das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler unterzeichneten, dass er ab 1936 Vorstandsmit-glied des neu gegründeten Eutiner Dichterkreises, einer der bedeutendsten Autorengruppen im Nazi-Deutschland, war, er als Gast an den Lippoldsberger Dichtertagen des völkischen Autors Hans Grimm teilnahm, er in der Krakauer Zeitung, dem NS-Propagandablatt des Generalgouverne-ments, mehr als 50 Texte geschrieben hat und er nach dem zweiten Weltkrieg an den wieder gegründeten Lippoldsberger Dichtertagen teilnahm, dass alles könnte auch eine SPD-Fraktion wissen und sich überlegen, ob solche Namensvorschläge angebracht sind bzw. ob es nicht überdenkenswert wäre, auf Parteitagen sich anderer Lieder, weniger verdächtiger Autoren, zu bedienen.

 

Franz-Josef Peine sagt dazu, „es ist schon erstaunlich, wie unreflektiert die SPD-Fraktion mit der Namensgebung umgeht. Ich selbst habe in meiner Kindheit unter den Nazis leiden müssen. Meiner Fraktion und mir würde im Leben nicht einfallen, einen derart belasteten Namensvorschlag zu unterbreiten. Vielleicht kann sich die SPD jetzt auf einen Antifaschisten aus der Region einigen, um ihr doch ‚recht’ angeknackstes Profil aufzubessern“. Franz-Josef Peine ist weiterhin der Auffassung, „dass es nicht sein kann, dass immer noch durch die NS-Zeit belastete Namen im Bezirk zu finden sind. Es ist die Aufgabe aller Fraktionen und auch die der Bürgerinnen und Bürger, die bedenklichen Namen von Straßen, Brücken etc. im Bezirk zu sammeln und diese durch nicht durch die NS-Zeit belastete Namen zu ersetzten“.