Presse | Hamburger Wochenblatt: Kasperle-Theater oder Mobbing-Schützenfest in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord?

Hamburg: Bezirksamt Hamburg-Nord, Leserbrief im Hamburger Wochenblatt:

«Wer noch etwa dem Glauben anhing, die Bezirksversammlung Hamburg-Nord bestehe in der Mehrheit aus seriösen VolksvertreterInnen, die sich ernsthaft mit den Problemen der Menschen vor Ort auseinandersetzen, der wurde auf der Sitzung am Donnerstag (15.06.17) eines Schlechteren belehrt.

Des Pudels Kern war ein Antrag, mit dem die Linksfraktion Hamburg-Nord sich gegen krankmachende Lärm- und Abgasemissionen u.a. durch die rasant ansteigende Zahl von Airbus-Testflügen („First Flights“) über dem Stadtgebiet (30 Prozent über Hamburg-Nord) wandte.

Was nicht sein kann, das nicht sein darf ...
Dieser Antrag wurde interessanterweise durch einen besonders faktenreichen Redebeitrag eines Mitglieds der CDU-Fraktion bestätigt! Und hier gilt wohl, daß nicht sein kann, was nicht sein darf. Wo kämen wir denn da hin, wenn CDU-Abgeordnete anfingen, Anträge der Linksfraktion mit weiteren Fakten zu unterstützen?

Ja wo sind wir denn hier?
Jedenfalls hätte das während dieser Rede stattfindende Kasperle-Theater in CDU-, SPD- und Grünen-Fraktionen jeder Karikatur eines herumflegelnden, spätpubertierenden Klassenzimmers alle Ehre gemacht. Diverse Abgeordnete erzählten sich während des Redebeitrages ihres Kollegen grölend offenbar lustige Anekdoten, holten sich lautstark das nächste Bier aus dem Vorraum, aus dem durch die geöffnete Tür ein Lärmpegel in den Versammlungssaal drang, der sonst eher Schützenvereins-Zelten gemein ist oder übten sich in Zwischenrufen. Es fehlte nur noch das gemeinsame Absingen zotigen Liedgutes mit Einhaken und Schunkeln auf der Bierbank.

Diskussionsleitung toleriert Mobbing
Und wer jetzt geglaubt hätte, daß die Vorsitzende der Bezirksversammlung wenigstens ansatzweise versuchen würde, die rüpelnden Alphatiere mittels Ermahnungen zu mäßigen, sah sich getäuscht. Eine Vorsitzende, die noch wenige Minuten zuvor einen Redner für die Verwendung eines umgangssprachlichen Ausdruckes zur Ordnung rief, glänzte in Untätigkeit.

Dieses unfaßbar respektlose Mobbing von CDU-, SPD- und Grünen-Fraktion gegen ihr eigenes Fraktionsmitglied wurde von der Präsidentin der Bezirksversammlung einfach nur zur Kenntnis genommen.

Werte CDU, SPD und Grüne der Bezirksversammlung Hamburg-Nord: Dieses Schauspiel war entwürdigend. Ihr habt Euch und der parlamentarischen Demokratie einen Bärendienst erwiesen.»

Zitiert aus: Kasperle-Theater oder Mobbing-Schützenfest in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord?